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Es werden Posts vom April, 2009 angezeigt.

Falten und Fallen: Außerasiatische Verirrungen Pt. 4

Electra Glide in Blue/Harley Davidson 344 (James W. Guerico USA, 1973) Ein sehr ungewöhnlicher Bikerfilm, sowohl inhaltlich als auch bildgestalterisch. Die Motorradfahrer sind in diesem Film die Cops, die während ihrer langen, öden Schichten im Monument Valley außer die Aussicht zu genießen, nichts zu tun haben. Klar, da wird dann eigentlich jeder der durchkommt kontrolliert oder gehasselt (vgl. UNTER KONTROLLE von Jennifer Lynch). Insbesondere, wenn der noch nach Sub- oder Alternativkultur aussieht. Wer jetzt nicht an EASY RIDER denkt, hat was falsch gemacht. Und so wirkt der Film auch über weite Strecken wie ein gegenteiliges Komplementärstück zum Hopper-Film. In einer markanten Szene wird das auch verdeutlicht; als der Held (Robert Blake), ein untersetzter Bulle und bekannter Peniskünstler, der mehr vom Leben will (nämlich zur Mordkomission) als "nur" auf dem Motorrad zu sitzen, im Schießstand seine Waffe erprobt. Und richtig, er feuert auf ein Plakat aus EASY RIDER, die

Connected / Bo chi tung wah (Benny Chan, China/HK 2008)

Das chinesische Remake von Cellular (US 2004), den man anscheinend kennen muss, da er in jeder Kritik erwähnt wird, ist ein überzeugender Mainstream-Actionfilm geworden. Mit einem Trottel (Louis Koo), der, in eine üble Situation geraten, plötzlich Großes zu leisten im Stande ist, ist der knallharten Action ein komödiantischer Gegenpol gesetzt worden. Die Action hingegen manifestiert sich hier hauptsächlich in halsbrecherischen Verfolgungsjagden jeglicher Art. Es geht um eine Entführung und skupellose Erpresser, dabei natürlich um Leben und Tod, eine fragile Mobiltelefonleitung, die die entführte Frau mit dem Helden verbindet, und um ein Video, dem alle hinterherjagen. Dieses ist lange Zeit nur ein McGuffin, der hier alles am Rotieren hält. Man weiß längere Zeit nicht, um was es eigentlich geht, oder wer tatsächlich die Guten, wer die Bösen sind. Gröbere Schnitzer sind glücklicherweise vermieden worden, Unwahrscheinlichkeiten selbstredend nicht. Das ist aber tolerabel, bekommt man

Kung Fu from Beyond the Grave / Yin ji (Zhao Li, HK 1982)

Wenn die Ananas vom Tische schwebt und sich die Banane erhebt, dann ist die Zeit der Magie gekommen. Anläßlich des Ghost Festival erscheint dem Helden Billy Chong der Geist seines Vaters, der ihn um Rache an seiner Ermordung bittet: Kam Tai Fu sei der Übeltäter, doch muß sich Billy "Willy" noch mit dem "Arschloch-Magier" (Klotz) herumärgern, der mit allerhand hinterhältiger schwarzer Magie ihm selbst nach dem Leben trachtet. Daß Billys Mission größere Dimensionen anschlägt als die schnöde Rache wird spätestens dann klar, als sich Kam durch die Kräfte der Magie unverwunderbar zu machen trachtet um so noch rücksichtsloser sein grauenhaftes Gewaltregime durchzusetzen. Die Blutsuppe, die Kam zur Desensibilisierung ins Gesicht und auf den Rücken gespuckt werden muß, setzt sich vor allem aus den beiden Herzen jungfräulicher Liebender zusammen, die im Moment des Orgasmus getötet werden und sich justament in diesem Moment von ihrem Lebensmuskel trennen müssen. Der kleine To

True Story of a Woman in Jail: Sex Hell / Jitsuroku onna kanbetsusho: sei-jigoku (Koyu Ohara, Japan 1975)

Als Mayumi (Hitomi Kozue) die Liebhaberin ihres Freundes ersticht, landet sie im Knast - selbstredend in einem gefürchteten Frauengefängnis, in welchem nicht nur üble Wärter ihr Unwesen treiben, sondern auch die Mitinsassinnen klare Hierarchien und Machtstrukturen aufgebaut haben. Und wo die Schwachen und die Neuzugänge erstmal nichts zu lachen haben. Mayumi hält sich dann auch erstmal bedeckt und im Hintergrund - eine erste Attacke von der Frauengang in ihrem Zellenblock kann sie noch halbswegs parieren und sich etwas Reputation aufbauen. Anschließend kapriziert sich der Film auf die Darstellung des Gefängnisalltags, wobei die Kamera keine Gelegenheit auslässt, nackte Hintern, blanke Busen und Formen der sexuellen Ausbeutung ins Licht zu rücken. So wird etwa das Thema Schwangerschaft/Abtreibung mehrfach aufgegriffen, die Einzelhaft mit ihren langen Nächten der Isolation, und der intime Warenaustausch von Wärter und Insassin. Überhaupt eines der zentralen Motive des Films: der

Zatoichi – The Tale of Zatoichi continues/ Zoku Zatoichi monogatari (Kazuo Mori, Japan 1962)

Teil zwei der Reihe führt die Ereignisse aus dem Vorgänger konsequent fort, verwendet dabei teilweise auch bereits bekannte Charaktere. Aber nicht nur Zatoichis Figur scheint tiefgründiger ausformuliert, sondern auch die Anzahl der Schwertkämpfe nimmt zu, der Leichenberg ist deutlich höher. Das jedoch muß nix heißen. Höher und weiter ist nicht gleich besser. Und ich hatte große Probleme mit diesem allerorts hochgelobten zweiten Teil, denn mir fehlte der "emotionale" Zugang. Denn irgendwie sind diese Geschichten ja alle gleich, oder zumindest sehr ähnlich. Hier passiert eigentlich nix besonderes, nur daß der Held mal wieder auf der Liste steht und sich der Übermacht eines Clans erwehren muß. Auch die Liebesgeschichte zu Tane ist kaum ausformuliert. Nach einigem Grübeln kam ich auch drauf: es fehlt ein wirkmächtiger Gegenspieler. Zatoichis Bruder ist zwar ein Fiesling, aber doch ein Bruder. Und keine Persönlichkeit wie Hirate aus Teil 1 (oder Yojimbo, the One Armed Swor

Kekexili - Mountain Patrol (Chuan Lu, China/Hongkong 2004)

In der Region Kekexili, die im tibetanischen Hochland auf über 4000 Metern liegt, ist die tibetanische Antilope kurz vor dem Aussterben. Der Grund: Wilderer. Eine selbstorganisierte Bergpatrouille versucht dem ein Ende zu setzen, und ein Reporter aus Peking begleitet sie bei der Jagd nach den Übeltätern. Massig Platz für esoterisches Lokalkolorit und Weltkino-Bilder, sollte man meinen. Doch nicht so hier. Vielmehr ist es ein beständiger Kampf ums Überleben, der uns gezeigt wird. Die Schönheit der endlosen Weite und der Berge ist als Raum jenseits aller Zivilisation in seiner Erhabenheit immer auch menschenfeindlich gezeichnet. Und die Menschen, die wahrlich so gut wie nichts besitzen, die auch ein ganz eigenes Verständnis von Zeit haben, vom Sinn und Zweck des Lebens, stemmen sich der Weite entgegen. Umso erstaunlicher, daß der Film kaum zu berühren vermag. Vielleicht fehlt so etwas wie die "mythische Dimension" - der Film kommt seltsam nüchtern daher. Die Erklärung im A