Direkt zum Hauptbereich

Loft (Kiyoshi Kurosawa, Japan 2006)



Die Schriftstellerin Reiko versucht durch die Flucht aus der Großstadt in die Provinz einer bevorstehenden künstlerischen Blockade zu entkommen und landet mitten in einer Geistergeschichte, die nicht zu unwesentlichen Teilen mit einem Kriminalfall verknüpft ist. Denn außer ihr gibt es noch zwei andre aktive weibliche Wesen in diesem am Waldrand - ein phantastisches, leicht industriell anmutendes Setting - gelegenen Haus: eine tausend Jahre alte Mumie und ihre (un-)tote Vormieterin, eine ebenfalls junge Schriftstellerin, die von ihrem Lektor in dieses Haus gelotst wurde.

Kurosawa baut sehr geschickt die Spannung auf: anstatt alle paar Minuten einen Schock sich entladen zu lassen, bricht er die Szene jedesmal einfach ab und schneidet auf einen anderen Handlungsstrang. Genauso verfährt er mit der Musik: aus einem unterschwelligen Schwelen türmt sich dissonanter Terror, bis dieser kurz vor dem Höhepunkt schlicht verpufft - ein Schnitt, und die Musik bricht ab. Das wirkt mitunter verstörender, als gängige Schemata zu erfüllen.

Problematisch allerdings könnte auf so Manchen die bisweilen arg ruhig geratene Stimmung wirken. öfter wirkt der Film etwas lahm, als ob er nicht in richtig in Fahrt käme; schließlich ist doch aber klar, daß Kurosawa genau dieses konventionelle Spannungskino zu vermeiden versucht, und sogar durch die oben geschilderten Abbüche regelrecht sabotiert. In seiner meditativen Ruhe ähnelt dieser Film viel eher einem CHARISMA als einem CURE. Ob einem das gefällt, steht auf einem anderen Blatt.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tora-san: Our Lovable Tramp / Otoko wa tsurai yo / Tora-San 1 (Yoji Yamada, Japan 1969)

Nach zwanzig langen Jahren des Umherstreifens kehrt Torajiro (Kiyoshi Atsumi) nach Hause zurück: nach Shibamata, einem Vorort von Tokyo. Seine Schwester Sakura (Chieko Baisho) lebt mittlerweile bei Onkel und Tante, da die Eltern verstorben sind. Dort wird er mit offenen Armen empfangen, auch wenn alle wissen, was er für ein Herumtreiber ist. Sakura steht kurz vor der Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Industriellen. Somit wäre für ihre Absicherung gesorgt. Zum gemeinsamen Essen mit dessen Eltern nimmt sie Tora als Begleitung mit; das allerdings war ein Fehler: in fantastisch kopfloser Weise betrinkt er sich und ruiniert mit seiner gespielten weltläufigen Gesprächsführung die Zusammenkunft - er verstößt in jeder Form gegen die gebotene Etiquette. Wie er auch im Folgenden, wenn er sich in die Brust wirft, um etwas für andere zu regeln, ein pures Chaos schafft und alles durcheinander bringt. Der Film allerdings ist keine reine Komödie. Denn Tora werden die Verfehlungen vorgehal

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

Kandagawa Wars / Kandagawa Inran Senso (Kiyoshi Kurosawa, Japan 1983)

Zwei aufgedrehte Mädels beobachten mit ihren Ferngläsern des Nachts nicht nur die Sterne am Firmament, nein, sondern auch den Wohnblock auf der anderen Seite des Flusses gegenüber. Dort nämlich spielt sich Ungeheuerliches ab: ein junger Mann, der sich für Godard, John Ford, Deleuze und seine Querflöte interessiert, wird von seiner Mutter in regelmäßigen Abständen zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Diese inzestuöse Schweinerei können die beiden nicht mehr länger tolerieren und so planen sie, den Unterdrückten aus seiner Sexhölle zu befreien - um ihn selbst zu besteigen, quasi als Heilmittel. Dabei haben sie nicht bedacht, dass der junge Herr vielleicht sogar ganz glücklich war mit seinem Muttersöhnchenstatus. Einmal fremdgegangen, will er sich direkt von der Brücke stürzen. Zudem wäre auch im eigenen Bette zu kehren: denn eine der beiden aufgeweckten Freiheitskämpferinnen wird selbst recht ordenlich unterdrückt. Ein ekliger Brillentyp, sowas wie ihr Freund, besteigt sie in unersättli