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Es werden Posts vom Juni, 2011 angezeigt.

Vive l'Amour / Es lebe die Liebe / Ai qing wan sui (Tsai Ming-Liang, Taiwan 1994)

In VIVE L'AMMOUR geht es um drei einsame Großstädter in Taipei, die immer wieder in einer leerstehenden Wohnung aufeinander treffen: die Maklerin Mei (Yang Kuei-mei), die Luxuswohnungen an den Mann bringt und dabei einmal den Schlüssel vergißt abzuziehen; um den Urnenverkäufer Hsiao-kang (Lee Kang-sheng), der eben diesen Schlüssel stiehlt, und um den Straßenhändler Ah-jung (Chen Chao-jung), den momentanen Liebhaber Meis. Nach der ersten Sichtung würde ich festhalten: weniger fordernd, weniger einprägsam, weniger erinnerungsträchtig als THE RIVER (1997). Auch weniger dicht, was Motivstrukturierungen innerhalb des Fims angeht - THE RIVER zeigt sich da dann doch als sehr komplex gefüllter thematischer wie visueller Kosmos. Wieder sind die Themen die urbane Entfremdung, die Einsamkeit des Individuums, die Sprachlosigkeit, und Distanz. Die visuellen Mittel, weniger poetisch als in THE RIVER, sind nüchterner und einfacher eingesetzt, werden von spärlichen Dialogen begleitet, mit st

The River / He Liu (Tsai Ming-liang, Taiwan 1997)

Mitten in Taipei trifft Hsiao-Kang (Lee Kang-sheng) eine alte Freundin wieder, die ihn zu einem Filmset mitnimmt. Dort wird er von der Regisseurin (Ann Hui) entdeckt, die eine Rolle für ihn hat. Er soll sich kopfüber in den dreckigen Danshui River legen und eine treibende Leiche spielen. Anschließend geht er mit der Bekannten in ein Hotel um sich zu waschen, die beiden schlafen mit einander. Dann fährt er auf seinem Motorroller nach Hause, wobei er auf der Fahrt Nackenschmerzen bekommt, die im Verlauf des Films immer schlimmer werden. Während sein Vater gegen das von der Decke tropfende Wasser in seinem Schlafzimmer ankämpf und die Mutter zu ihrem Liebhaber, einem VHS-Raubkopierer, geht, dreht sich der Film darum, wie Hsiao-Kang mit dem Vater verschiedene Ärzte und Heilpraltiker aufsucht, um die Genickschmerzen zu heilen. In einem Badehaus, das von den Männern auch als Love-Hotel genutzt wird, machen sie eindrückliche sexuelle Erfahrungen. THE RIVER ist der mittlere Teil einer infor

13 Assassins / Jusan-nin no shikaku (Takashi Miike, Japan 2010)

Japan im Jahre 1844: Fürst Naritsugu (Goro Inagaki), der jüngere Halb-Bruder des Shoguns, blamiert diesen zusehends mit seinen sadistischen Eskapaden. Nicht nur führt er ein Leben der ungehemmt sexuellen Freizügigkeiten, das ihn auch nicht vor Vergewaltigungen zurückschrecken lässt, nein, aus einer Laune heraus ermordet er die Bedienstetenfamilie eines Gastgebers mit Pfeil und Bogen. Als er eines Nachts in einem Gasthaus die Gattin eines jungen Mannes vergewaltigt (und sie sich anschließend das Leben nimmt), dann den Ehemann abschlachtet, kann man nicht länger tatenlos zusehen - der Mann war der Sohn eines angesehenen Samurai. Ein verdeckter Auftrag des Shoguns geht nun an den Samurai Shinzaemon Shimada (Koji Yakusho), der eine Assassinentruppe zusammenstellen soll, um den unmöglich gewordenen Naritsugu zu töten. 13 ASSASSINS ist ein beeindruckender Samurai-Film geworden. Nicht zuletzt die 45minütige Battle-Szene am Ende (die also eigentlich die komplette zweite Filmhälfte einnimmt

Tokyo Sonata (Kiyoshi Kurosawa, Japan 2008)

Ein Familienvater verliert von einem Tag auf den anderen seinen Job in einer renommierten Agentur und schämt sich zu sehr, es seiner Familie mitzuteilen. Doch schon wenige Tage später hat er begriffen, wie schwer es werden wird, erneut auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Aber auch seine Frau fühlt sich in ihrer Rolle als Hausfrau zunehmend unwohl, der älteste Sohn treibt zwielichtige Geschäfte, der jüngste, Kikuchi, muss in der Schule zurechtkommen und wünscht sich, Klavierunterrricht nehmen zu können. Dies verbietet ihm aber sein Vater. Zusehends zerfallen die Strukturen dieser einst "glücklichen" Familie... Kiyoshi Kurosawas Anliegen war stets die Darstellung des Hereinbrechens von Katastrophen in den normalen Alltag. Dabei variieren aber seine Sujets und Plots, je nachdem, ob das Phänomen übersinnlicher Natur ist, kriminalistischer, oder wie hier: rein gesellschaftlichen Ursprungs entstammt. Gemein ist ihnen aber eine inhärente Gesellschaftskritik, deren Auswirkungen ma

Hatsukoi Jigokuhen / Nanami: The Inferno of First Love (Susumu Hani, Japan 1968)

Das "Höllenkapiel der ersten Liebe", so eine wörtliche(re) Übersetzung, erzählt auf vertrackt montierte Weise die Geschichte einer Annäherung zweier Menschen, eines Liebespaares: das Nacktmodel Nanami (Kuniko Ishii) trifft sich mit ihrem schüchternen Partner Shun (Akio Takahashi) in einem Liebeshotel. Dieser zieht sich aber unter Vorwänden aus der Affäre und ins Bad zurück. Nach einigem Bedrängen allerdings offenbaren sich bizarre körperliche Vorlieben des jungen Mannes, die Nanami abstoßen. Daraufhin verschieben sie ihr "erstes Mal" auf später - mit dem Ziel, sich zunächst besser kennen zu lernen. In Gesprächen also rücken ihre Biographien ins Zentrum des Films, die von Traumatisierung, Mißbrauch, Gewalt und Ausgrenzung zeugen. Der Film lief im Mai '68 in Japan an und war einen Monat später bereits auf der Berlinale im Wettbewerb zu sehen. Natürlich gewann dieser Vertreter der japanischen New Wave (produziert von der ATG, Drehbuch: Shuji Terayama, Musik