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Es werden Posts vom April, 2013 angezeigt.

Kageroza / Heat Shimmer Theater (Seijun Suzuki, Japan 1981)

Seijun Suzukis nach Hitze flirrendes Theater ist ein abstrakter Film, wie ein Spielfilm kaum abstrakter sein könnte. Der Schriftsteller Shungo Matsuzaki (Yusaku Matsuda) begegnet einer mysteriösen Frau namens Shinako (Michiyo Ookusu), die immer auf steilen Treppen zu stehen scheint, und die auf dem Weg ins Hospital ist. Sie erinnert ihn im Aussehen an seine verflossene Geliebte - oder an seine verstorbene Frau, die er sich zurück ins Reich der Lebenden wünscht. Die Figuren materialisieren sich hier wie Geister und geben der Erzählung eine Richtung, die mit der Realität nichts zu tun hat. Imagination, Wunsch, Traum, Erinnerung und Hoffnung weben einen dichten narrativen filmischen Teppich, der bald kaum mehr zu entwirren ist. Jeder Schnitt katapultiert etwas Unerwartetes auf die Leinwand, keine Szene ist vorhersehbar. Ein Verknüpfung gibt es selten. Rote Beeren allerdings scheinen wichtig zu sein - elegant rollen sie der Frau aus dem Mund in beliebiger Zahl. In einem Bottich versinkt

Violated Angels / Okasareta hakui (Kôji Wakamatsu, Japan 1967)

Einer der Gründe, warum Wakamatsus Filme so großartig und zugleich so großartig verstörend sind, ist der, dass er nicht psychologisiert. Dinge geschehen, Menschen handeln, warum, das sagt er nicht. Oder deutet es höchstens an. Da wir Psychologisierungen im Film aber gewohnt sind, oder diese zur sinnhaften Weltauslegung benötigen um einen rationalen Zusammenhang herstellen zu können, ist man bei ihm als Zuschauer oft verloren - und gerade deswegen herausgefordert, genauer hinzusehen, oder sich im Strudel der Ereignisse treiben, von den Bildern einfangen zu lassen. Von der Hauptfigur, einem jungen Mann mit einem unbewegten Gesicht (gespielt von einer der zentralen Figuren (neben Shûji Terayama) des experimentellen Theaters in Japan dieser Zeit, Jûrô Kara), weiß man beinahe nichts. Lediglich die schnell montierten Stills und Schnappschüsse im authentisch wirkenden Dok-Stil am Anfang des Films deuten an, dass dieser Mann sozial einiges nachzuholen hat und gerne Pornographisches konsum

Aido - Slave of Love (Susumu Hani, Japan 1969) - opening scene

The first four minutes of Susumu Hani's erotic and delusional AIDO - SLAVE OF LOVE:   *** 

HKIFF 2013: A Story of Yonosuke (Shuichi Okita, Japan 2012)

Mitte der 80er kommt der junge Yonosuke nach Tokyo um dort zu studieren. Er ist eine ziemlich schräge Gestalt: groß gewachsen, Wuschelhaare, er hat einen ungewöhnlichen Humor und hat einen einnehmend, offenen Charakter. Einer der zugleich irgendwie schräg ist, rausfällt. 16 Jahre später erinnern sich verschiedene Personen, die alle seine Bekanntschaft gemacht hatten, an ihn, und in übergangslos montierten Rückblicken findet der Film - durch seine unterschiedlichen Perspektiven - neue Blickwinkel auf die Person Yonosukes. Hierfür gibt es auch einen Anlaß, der teilt sich aber erst ganz am Ende des Films mit. Dieser Film, eigentlich eine coming-of-age-Geschichte, ist voller origineller Einfälle, von lautem und leisem Witz, immer durchzogen von einer Spur Ironie und Humor. A STORY OF YONOSUKE ist trotz seiner 160 Minuten extrem kurzweilig, und hat eine völlig ungewöhnliche Narration. Beim ersten Einschub eines sozusagen "zukünftigen Flashbacks", denn die Zeit der Haupthan

HKIFF: Cold War (Longman Leung & Sunny Luk, Hongkong 2012)

Ein kalt glänzer und stark verwickelter Polizeithriller im Stile der INFERNAL AFFAIRS-Filme, der diesen jedoch nicht mal ansatzweise nahe kommt und Schnittgewitter mit Spannung, Bombast mit Größe verwechselt. Dabei ist es bemerkenswert, mit welcher Konsequenz diese Linie von den beiden Regieneulingen durchgezogen wird, und mit welcher Souveränität der Cast agiert (vorne weg: Aaron Kwok und Tony Leung). Das hält den Film stilistisch durchaus zusammen, jedoch sind die Figuren dermaßen in ihren Funktionen gefangen, dass eigentlich keine einzige dem Zuschauer nahe kommt. Auch in diese Richtung also bleibt der Film ein kaltes Monument der reinen Oberfläche aus Stahl, Glas, Form, Funktion, Sinn und Zweck. Menschliches - auch wenn es immer wieder um Schicksale gehen soll - findet quasi nicht statt. Dass es im Film auch keine einzige irgendwie relevante Frauenrolle gibt, darüber muss man wohl auch geflissentlich hinwegsehen. Der Thriller über die Korruption in den obersten Etagen der hong

HKIFF 2013: A Werewolf Boy / Neukdae Sonyeon (Jo Sung-hee, Südkorea 2012)

Jo Sung-hee, der mit seinem Debut END OF ANIMAL (2010) schon einen ordentlichen und verstörenden Arthousefilm vorlegte, erreichte mit seinem ersten, großen kommerziellen Film eine ziemliche Aufmerksamkeit: im Kino in Korea hat der Film sehr gut abgeschnitten und einen Achtungserfolg eingeheimst. Kein Wunder, bedient er doch einen jeden Geschmack... In diesem stets leise grusligen Horrorfilmdrama um ein krankes Mädchen, das, umgezogen auf's Land in ein Hexenhaus, im Schuppen einen verwilderten "Wolfsjungen" entdeckt, ihm Nähe und Zuneigung schenkt und so in die Welt der Menschen führt, wartet man stets auf den Ausbruch des Animalischen. Denn der Junge, das sieht man schon auf dem Plakat, verwandelt sich unter Bedrohung in eine Bestie. In bester Werwolfmanier wächst das Tier aus ihm heraus: die Haare sprießen, die Hände formen sich zu Klauen, das Gebiß verformt sich mit reißenden Eckzähnen in eine tödliche Waffe. Dies freilich nur zum moralisch integeren Selbstschutz,