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Es werden Posts vom November, 2013 angezeigt.

The Complex (Hideo Nakata, Japan 2013)

Die Schwesternschülerin Asuka (Atsuko Maeda) zieht mit ihren Eltern in einen seltsam heruntergekommenen Apartment-Komplex, der sich in einem der Vororte Tokios befindet, und über den sie kurze Zeit später von ihren Mitschülerinnen erfährt, dass es ebendort spucken würde. Und abgesehen davon, dass die ganze Anlage häufig merkwürdig entvölkert wirkt, scheint da eine tiefe Stille vorzuherrschen. Aber, man hört den Wind, die Sonne berührt das Gesicht der Haut, wenn man über den Spielplatz geht. Dort freundet sie sich mit einem Nachbarsjungen an, der sich zunächst vor ihr fürchtet, dann aber Zutrauen fasst. Morgens wird sie von einem Weckerläuten wachgerüttelt, das kommt von nebenan. Doch dort wohne nur ein einsamer, alter Mann, sagt man ihr. Irgendwann hat sie es aber satt, dass man ihn nicht zu Gesicht bekommt und geht einfach hinein in diese zugemüllte Höhle voller Schatten und dicker Gerüche. Dort findet sie ihn, eine ausgetrocknete, leblose Hülle, was einst ein Mensc

Les Liaisons Érotiques / Erotic Liaisons / Erotikku na Kankei (Kôji Wakamatsu, Japan 1992)

Der Eifelturm ist in diesem Film zwar nicht das Zentrum der Lust, aber doch dreht sich hier alles um (auch frivole) Abenteuer in Paris. Mit Choderlos de Laclos Roman Gefährliche Liebschaften hat der Film aber überhaupt nichts gemein; Wakamatsu stellt sogar eine Vorrede ganz an den Anfang des Films, in der eine Sprecherin wie eine TV-Ansagerin den Film audrücklich und humorvoll von jedem klassischen Stoff distanziert und zudem betont, dass hier einen Film vorliege, der, ein ironischer Seitenhieb, überhaupt nichts für Intellektuelle oder gar Filmfestivals sei, schon gar nicht für Cannes. Ein ungleiches japanisches Pärchen im Exil (Rie Miyazawa und Yuya Uchida, der auch die Hauptrolle in A POOL WITHOUT WATER spielte ) betreibt in Paris eine Detektei, in der sie sich jedoch mangels Aufträge recht ordentlich langweilen. Sie verdingt sich pflichtbewußt häufig als Fremdenführerin, damit überhaupt etws Geld in die Kasse kommt, er legt bevorzugt die Beine auf den Schreibtisch. Doch p

A Pool without Water / Mizu no nai puuru (Kôji Wakamatsu, 1982)

Überdeutlich ein Film der 80er Jahre: körnige Farbflächen, Neonlicht, Großstadt. Melancholische Synthieflächen zu den Gesichtern von Menschen, die sich in sich selbst zurückgezogen haben. Da ist ein Familienvater, der den Alltag nicht mehr erträgt: er arbeitet bei den Verkehrsbetrieben, steht den ganzen Tag am Eingang zur U-Bahn und muss Fahrscheine entwerten. Auf dem Screenshot oben sieht man seine Hand mit dem Locher, den er in rasender Geschwindigkeit und in panischen Rhythmen zusammenklackert, ein Stakkato zur elegischen Hintergrundmusik. Ein sprechendes Bild ist das: äußerlich scheint er völlig ruhig zu sein und abgetaucht in die Monotonie seiner endlos öden Arbeit - dieses Detail aber offenbart, wie sehr er innerlich aufgeladen ist. Diese Spannung überträgt sich bald auf die Handlung und findet ein Ventil - mehrfach wird er Zeuge, wie verschiedene Menschen, meist Frauen, Opfer von Rücksichtslosigkeiten, rüpelhaftem Benehmen oder gar körperlicher Gewalt werden. Da ist er d

Ecstasy of the Angels / Tenshi no Kôkotsu (Kôji Wakamatsu, Japan 1972)

All the protesters were trying to do was protect their own tiny little groups,  and I thought, "It's done. It's the end of the era for the movement." (Kôji Wakamatsu über Sex Jack im Interview mit Chris D.) Kôji Wakamatsu: Mainstream Sayonara. Geradlinige Erzählweise, moralische Handlung, klare Figurenkonstellationen, einprägsame Charaktere, Sonne am Himmel. So etwas gibt's hier nicht. Sondern ein wilde Mixtur aus Sex, Gewalt und Politik. Politics and Pinku - so hat Wakamatsu das Pink-Filmgenre immer als Gegenbewegung zum Mainstream und zur Gesellschaft verstanden, als offensive Filme, die die Leute vor den Kopf stoßen. Als kritische Bewegung von außen, die auf die Mitte schaut. Kein Wunder also ist ECSTASY OF THE ANGELS einer der bekanntesten weil exemplarischsten Filme von Wakamatsu, in der diese beiden Themenkomplexe Politik und Sex in exzessiv-paranoider Form auf spektakuläre Weise implodieren, gezeigt anhand einer Gruppe junger Leute, deren Te

New Woman / Xin Nuxing (Cai Chusheng, China 1935)

In den 1920er Jahren lebt die junge Lehrerin und ambitionierte Schriftstellerin Wei Ming (Ruan Lingyu) in Shanghai, wo sie erste literarische Erfolge feiert - freilich ohne etwas dabei zu verdienen. Das Manuskript ihres ersten Romans versucht sie über ihren Bekannten, Lektor Yu Haichou (Zheng Junli), bei dessen renommierten Verlag unterzubringen - was erst gelingt, als der lüsterne Verleger ein Photo von ihr zu sehen bekommt. Wer so appetitlich aussieht, kann gut vermarktet werden! denkt er sich, und das Buch geht in Druck. Zwischenzeitlich allerdings wird ihr an der Schule gekündigt, sodaß sie auf den Erfolg des Buches hoffen muss - und unglücklicherweise ist auch nicht mehr ihre Schwester dazu in der Lage, nach ihrem vaterlosen Kind zu sehen, für das diese, auf dem Land wohnend, gesorgt hatte. Die beiden reisen nach Shanghai an, und als ob das noch nicht genug wäre, erkrankt auch noch die Tochter. Das Geld reicht plötzlich hinten und vorne nicht mehr, und Wei Ming mu

Die frühe Rebellion – zu Nagisa Oshimas erstem Film STADT DER LIEBE UND HOFFNUNG (1959)

In Nagisa Oshimas Debut-Langfilm ist ein Großteil der Radikalität, die seinem Filmemachen innewohnt, thematisch (noch) in den Plot eingebunden. Anders als etwa dann in den späteren Filmen, die sich auch formal als große Herausforderung für den Zuschauer erweisen, begegnet man hier einem Regisseur, der sich noch in konventionelle(re)n Bahnen der Filmerzählung bewegt und der die Attacke auf die Gesellschaft in den politischen Subtext legt, der in diesem Film allerdings ziemlich offensichtlich und einfach zu dechiffrieren ist. Das verwundert nicht. Oshima erscheint hier als Regisseur, der hinsichtlich seines Themas völlig souverän und sicher ist, der sich aber auf künstlerischer Ebene noch nicht emanzipieren konnte.  Zumindest auf den ersten Blick. Denn wenn man genauer hinschaut, weisen doch einige Details auf die Könnerschaft des späteren Meisters hin. Das beginnt damit, dass die Figuren in A Town of Love and Hope (ein weiterer, internationaler Alternativtitel) die Figuren ni

Nameless Gangster (Yun Jong-bin, Südkorea 2012)

Containerhafen Busan, Ende der 70er Jahre: der Zollbeamte Choi Ik-hyun (Choi Min-sik) hat es satt, zu darben, als kleiner Fisch zu enden und mit seiner Familie in einer dunklen Bruchbude zu hausen. Kleinere Bestechungsgelder werden also gerne angenommen, Schmuggelwaren wechseln immer wieder den Besitzer. Da entdecken sie in einem Frachtcontainer eine große Ladung Heroin und Choi wittert seine Chance. Er kontaktiert den Gangsterboss Choi Hyung-bae (Ha Jung-woo), der für die Verteilung des Stoffes zuständig sein soll. Aus dieser Kooperation entwickelt sich ein florierendes Gewerbe. Ik-hyun steigt also in Hyung-baes Syndikat ein, und nach einigen Querelen wird er als zweiter Boss von der Bandenmitgliedern mehr oder weniger akzeptiert. Hyung-bae war dabei das Hauptproblem: nicht nur musste er ihn davon überzeugen, dass diese Doppelspitze für das Syndikat wirtschaftlich von Vorteil ist, sondern überhaupt einen Partner neben sich zu haben, scheint für den äußerst vorsichtigen Hyung-bae z