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Es werden Posts vom Dezember, 2013 angezeigt.

Azooma / A Fair Society / Gongjeongsahoe (Lee Ji-seung, Südkorea 2013)

Nicht nur, aber gerade in den letzten Jahren hat sich das Filmland Südkorea besonders mit seinen Rache-Thrillern hervorgetan - zumindest was die internationale Wahrnehmung betrifft. AZOOMA ist ein weiterer Vertreter dieser Gattung, einer, der in seiner formalen Struktur, in den verschiedenen Ebenen der korrespondierenden Flashbacks recht kunstvoll verschachtelt ist, und der über diese Verknüpfungen sukzessive die Hintergrundstory aufblättert.  Das zentrale Sujet des Filmes ist brisanterweise ein Kindesmißbrauch, genauer: die zehnjährige Tochter Yeon-ju (Lee Jae-hee) der Protagonistin Yoon Young-nam (Theaterdarstellerin Jang Young-nam in ihrer ersten Hauptrolle, die aber auch schon in A WEREWOLF BOY , THE NEIGHBOR oder HINDSIGHT überzeugen konnte) wird eines Tags nach der Schule von einem vorbeikommenden Autofahrer entführt und missbraucht. Schwer traumatisiert überlebt sie die schrecklichen Ereignisse, doch als die Mutter die schleppenden Ermittlungen der Polizei anschieben will,

Fukrey (Mrighdeep Singh Lamba, Indien 2013)

FUKREY ist eine indische Slacker-Komödie, in der vier mehr oder weniger gut miteinander befreundete, dafür aber permanent in Geldnöten schwebende Tagediebe und Hinterbänkler sich das Geld für das Zulassungsexamen an einem College in Delhi zusammenschwindeln wollen. Genauer: sie wollen über den Pförtner Pandit an die geleakten Prüfungsfragen herankommen, denn: innerhalb des Colleges ist alles, was sie sich erträumen... reiche und schöne Menschen, die heißesten Frauen, Autos und Privilegierte. Das Studium interessiert sie wenig, sie haben ordentlich Flausen im Kopf. Nachdem der Film am Startwochenende sehr schleppend anlief, entwickelte er sich in den indischen Kinos zum veritablen Hit; und das, wie man liest, aufgrund der Begeisterung der Zuschauer, die den Film erst im Laufe der Zeit entdeckten und er sich über Mundpropaganda zum Hype auswuchs. So sehr, dass er wieder in den Spielplan aufgenommen wurde und dann einschlug und mittlerweile wohl auch ein Computerspiel zum Film en

Brothers and Sisters of the Toda Family / Todake no kyodai (Yasujiro Ozu, Japan 1941)

Zum 110. Geburtstag Yasujiro Ozus habe ich mir gestern diesen mir noch unbekannten Film Ozus gegönnt, einer, der gemeinhin als Übergangsfilm , als einer seine beiden wartime films gilt, zwischen seinen beiden großen Werkphasen also, die frühe von 1927-1937, die späte von 1947-1962. Man freut sich am Schluß mit dem Film, wenn nach der turbulenten Anfangsphase der ersten Stunde die Ruhe einkehrt, der Film sich von den großen Personengruppen auf die kleinen fokussiert, das Gesprächsvolumen abgenommen hat, die kleinen Anekdoten verstummen, die Hauptfiguren mehr Raum bekommen und am Ende die Harmonie nach einer bitteren Auseinandersetzung zumindest teilweise wieder hergestellt ist. Schön, dass der recht sympathische aber unstete Held der Geschichte, Shojiro Toda (ein junger, attraktiver Shin Saburi), einer der Söhne des alten Toda den Mumm hat, sich nun gegen seine Geschwister durchzusetzen und seinen Weg gefunden hat. Und auch schön, dass die sympathischen Figuren zusammenhalten: die

Century of Birthing / Siglo Ng Pagluluwal (Lav Diaz, Philippinen 2011)

Am Ende, da löst sich alles in Tanz auf. Diejenigen, die ihren Platz im Gefüge verloren hatten – die wahnsinnig gewordene Schwangere und der Regisseur, der sich in einem jahrelangen Schneidemarathon seines letzten Filmes verloren hat – erobern sich den Raum zurück als zwei um sich selbst drehende Fixpunkte, die, sich gegenseitig erkennend, ins Jauchzen geraten. Ein kurzer Moment der Erfüllung ist das, oder, weil das Thema Religiosität in diesem Film zentral ist, vieleicht auch überhöht und erhabener formuliert: ein Moment der Erlösung. Bevor dann in der letzten Einstellung der Regen auf die Dächer der Hütten und Häuser plattert, so wie er es immer tut und der Raum freigegeben wird für die nächste Erzählung, die nächste Geschichte, den nächsten Film.  Sechs Stunden später also, ganz am Ende von Lav Diaz’ A Century of Birthing steht der Neuanfang. Und das ist nicht das Einzige, was in diesem Film geboren wird (werden soll) – womit der Film, der mir im Vergleich zu

Live Today, Die Tomorrow / Hadaka no Yûkyûsai (Kaneto Shindo, Japan 1970)

Das ist ein Straßenfilm. Dreckig, rauh und rüde. Wo ist Shindos Eleganz? Nirgends. Wie mit Bauklötzen werden hier einzelne Szenen aneinandermontiert, Handlungsabschnitte mit einem Schweißbrenner zu einem Spielfilm zusammengeschmolzen. Geschwitzt wird viel in den heißen Tokyoter Nächten, wenn die jugendlichen Protagonisten aus den Jazzbars taumeln und die Schlägerei mit einem Gaijin bevorsteht, einem hünenhaften schwarzen GI, der die japanischen Buben haushoch überragt. Aber sie wollen das, und Kaneto Shindo macht das hier wie in einem Sun Tribe-Film, sie wollen rasen, und die eigene Vergangenheit vergessen. Blutend legen sie sich zwischen die Beine ihrer Freundinnen, die vom nächtlichen Anschaffen zurückkommen, ausgelaugt und ohne Lächeln. Sie drängen sich auf, das letzte Aufdrängen für diese Nacht, das noch erduldet werden muss, vielleicht kommt ja auch der Spaß zurück. Die Syphilis hält keinen davon ab, sich ein Stück davon zu nehmen, was ihm immer vorenthalten wurde. Manche werd