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Es werden Posts vom Juli, 2014 angezeigt.

Lootera / Robber (Vikramaditya Motwane, Indien 2013)

Lootera beginnt wie ein Liebesdrama und kippt dann ziemlich überraschend irgendwann in ein bitterböses Gangsterstück. Um schließlich, gegen Ende, wieder zum Melodrama zurückzufinden. Auch wenn sich die Figuren schwer damit tun, denn inzwischen ist der Graben zwischen ihnen riesengroß geworden. Manikpur 1953, Westbengalen: Ranveer Singh spielt den Archäologen Varun, der auf dem Grundstück des Zamindar (Barun Chanda) einen alten Tempel vermutet und um Erlaubnis bittet, Ausgrabungen tätigen zu dürfen. Dass mit Varun und seinem Gehilfen etwas nicht stimmen könnte, kann man am Anfang nur erahnen. Aus kurzen Seitenblicken, die sich die beiden zuwerfen, aus Momenten, in denen das Gesprächsgeplänkel stockt, oder in der Unbestimmtheit von Varuns Antworten auf eigentlich sehr konkrete Fragen. Wer ebenfalls von Varuns Anwesenheit sehr angetan ist, das ist des Zamindars Tochter Pakhi (Sonakshi Sinha), eine asthmageplagte Nachwuchsschriftstellerin, die sich über den anfänglichen Flirt hinaus

Qissa - The Tale of a Lonely Ghost (Anup Singh, Indien/D 2013)

Obwohl Qissa im Punjab angesiedelt ist, 1947, vor dem Hintergrund der Teilung der Provinz durch das Erreichen der Unabhängigkeit des Subkontinents, ist Qissa kein Historienfilm. Ein Teil wurde dabei Pakistan, der andere aber Indien zugesprochen und dadurch kam es in der Folge zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen - mit Mord und Totschlag zwischen Sikhs und Moslems. Anschließend zu unvermeidlichen  Migrationsbewegungen, da viele Familien ihr Zuhause verloren oder es aus Angst verlassen mussten. Die Teilung des Landes, deren Auswirkungen für viele der Opfer lebensbedrohlich war, ist aber ebensowenig die Grundlage für ein obligatorisches Biopic, auch wenn Qissa vor allem die Frage nach der verloren gegangenen Identität der Vertriebenen stellt, die an neuem Ort eine neue Existenz aufbauen müssen. Diese "Chance" bekommt auch die Heldin dieses Films aufoktroyiert, die viertgeborene Tochter Umbers (gespielt von Irrfan Khan): neu anzufangen, alles hinter sich zu lassen. Für

No Blood Relation / Nasanunaka (Mikio Naruse, Japan 1932)

Der etwa ein Jahr vor Apart from You entstandene Film Nasanu naka , Naruses erster Langfilm, ist unter den noch verfügbaren Stummfilmen eine deutlich ungehobeltere Produktion, als dessen recht bekannter Nachfolger. Schon die Eröffnungssequenz ist ein richtiger Tritt vor die Brust. Mit schnellen Schnitten und agiler Kamera wird die turbulente Verfolgung eines Taschendiebes gezeigt. Bevor der Dieb später auf offener Straße, so die komödiantische Auflösung, die Hosen herunterlässt um seine Unschuld zu beweisen (übrigens sehr zum Amusement der ebenfalls anwesenden jungen Damen, die aus dem Kichern nicht mehr herauskommen). Die Eröffnung aber ist gleich ein radikaler Reißschwenk über eine Straßenszene hinweg, hinein in eine schreiende Schrifttafel mit dem Ausruf: DIEB! Hier die Sequenz: Darauf die Verfolgung des Taschendiebes durch die alarmierten Passanten, die von der Straße zusammenkommen oder aus den umliegenden Geschäften herausstürzen, alles mit schnellen Schnitten m

Parasite Doctor Suzune – Evolution (Ryu Kaneda, Japan 2011)

(c) Tiberius Film Doktor Suzune erwacht in einer kahlen Fabrikhalle aus einem Koma und beginnt zuerst einmal damit, sich wachzureiben und dabei merkwürdig zu stöhnen. Das macht ihr sichtlich keinen großen Spaß, aber sie kann wohl nicht anders. Ihr Bustier ist üppig und die Lederklamotten sind genauso makellos wie in Teil 1, wo sie analog auf einem Hausdach aufgewacht war – ein kurzer Moment, in dem man an Koji Wakamatsu Go, Go, Second Time Virgin! (1969) denken konnte, bevor einen der cineastische Alltag wieder ernüchternd einholte. Zum Glück aber hat sie noch ihren Frosch dabei, in der hübschen Retro-Tasche, die sie sich um den Oberschenkel geschnallt hat, und der mit Vorliebe Parasitenwürmer verzehrt. So ist sie nicht ganz allein. Und Suzune fragt sich dann, inwändig philosophisch zu sich selbst sprechend, was an der Katastrophe, die die Menschheit momentan heimsucht, Schuld sein könnte… “Immer mehr gesundes Essen, Haustiere, die Erderwärmung?” Darauf folgt e

Apart from You / Kimi to Wakarete (Mikio Naruse, Japan 1933)

   Es sind oft die kleinen Nebenszenen, die Seitenblicke, in denen ein Bruch passiert, sich ein Film dann unvermutet öffnet hin zu einer Bedeutungsverschiebung, die man nicht mehr vergessen kann. Auch in Mikio Naruses frühem Stummfilm Apart from You gibt es (mehrere) dieser Momente: da kommt das Sorgenkind Yoshio (Akio Isono) ins Zimmer herein und bemerkt beschämt - was ungewöhnlich für ihn ist, da ansonsten eher ein Raufbold, im Begriff auf die schiefe Bahn zu geraten - am Knie das Loch in seiner Hose. Da hält er schnell seine Kappe drüber, doch auch in dieser befindet sich ein Loch, sodass das Loch auf Loch zu liegen kommt, und er damit, anstatt seine ärmliche Herkunft verbergend, sie unfreiwillig selbst umso deutlicher entlarvt. Später dann eine weitere solche Szene, da aber haben sich Yoshio und die zweite Protagonisten des Films, die junge Geisha Terugiku (die fabelhafte Sumiko Mizukubo, der Leuchtstern dieses Films), die ihm so sympathisch ist und die sich ihm angenommen ha