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Es werden Posts vom April, 2017 angezeigt.

HKIFF 2017: VANITAS (Takuya Uchiyama, Japan 2016)

 Ein kleiner Independent-Film, der für den Fipresci-Preis nominiert war, ein Debüt-Film eines noch jungen, erst 24-jährigen Regisseurs. Ein dennoch souverän gemachtes, relativ stilles Alltagsdrama über vier neue Schüler an einem College in einer Provinzstadt. Man freundet sich an, erlebt gemeinsam ein paar Sachen, Krisen und den üblichen Alltagskram - nur um am Ende herauszufinden, dass man sich doch gar nicht so gut kannte, wie man zunächst vermutet hatte. Der Film endet dann auch in der Tragödie.  Und so geht es in diesem Film mit seinen vier sympathischen Schauspielern letztendlich darum, wie einsam und zurückgezogen - trotz aller Freundschaft - jeder ist, wie diese individualisierte Gesellschaft heute funktioniert. Die japanische Gemeinschaft funktioniert deshalb so gut, da jeder seine eigene Individualität wegsperrt, niemals herauslässt. Denn wirklich kennen tut sich hier keiner, die vier Freunde sind sich fremde Freunde . Besonders markant ist das bei einem der Jungen, de

HKIFF 2017: What a Wonderful Family! 2 (Yoji Yamada, Japan 2017)

   Yoji Yamada hat eigentlich schon längst das Rentenalter erreicht, aber er scheint nicht aufhören zu können. Zu unserem Glück muss man sagen, denn seine letzten Filme waren allesamt Höhepunkte eines routinierten Filmschaffens, wie es sich erst nach langen Jahren der Könnerschaft zeigt. Seine Ozu-Hommage TOKYO KAZOKU: fantastisch, THE LITTLE HOUSE: berührend leichtfüßig und zärtlich traurig zugleich, seine etwas ins Alberne driftende Komödie WHAT A WONDERFUL FAMILY! , wie schon der Titel als verzweifelter Ausruf und ironischer Kommentar suggeriert, eine ferne Neuauflage von Sogo Ishiis Klassiker der FAMILIE MIT DEM DÜSENANTRIEB. Man kennt also diese ganz normale Vorstadt-Familie bereits aus Teil 1, dieser – wie es scheint – sich zu einer Reihe auszuwachsenden Darstellung des ganz normalen Wahnsinns des Alltags .  Diesmal geht es um die mittlerweile eingeschränkten Fähigkeiten des Großvaters, ein Auto lenken zu können. Ständig kommt er mit irgendwelchen Dellen in der Kaross

Hong Kong International Film Festival 2017: Beaten Black and Blue (Kim Soo-hyun, Südkorea 2016)

   Vor einem sozio-politischen Hintergrund entfaltet sich dieses sehr spezielle Independent-Drama, das nur so vor körperlicher Gewalt strotzt. Es wird jedoch sehr schnell deutlich, wie sehr der Film darum ringt, überhaupt erst einmal eine allgemein notwendige, politische Wissensbasis zu etablieren - denn im wilden Zitieren von Politikernamen und Ereignissen, Studentenprotesten, regionalen Konflikten und Machtverschiebungen in verschiedenen politischen wie konterrevolutionären Zusammenhängen ist der Zuschauer schnell verloren. Da nutzt es auch wenig, diese Verhältnisse erläuternd im obigen Bildkader als Texterklärung einzublenden, wenn am unteren Bildrand in rasender Schnelligkeit die Untertitel zum gerade stattfindenden Dialog vorbeihuschen. Möglicherweise ist das im Heimvideobereich stemmbar, ganz sicher aber nicht im Kino. Ich fühlte mich jedenfalls überfordert, und das, obwohl ich mich ganz gut in der koreanischen Geschichte, mit all ihren Verwicklungen der letzten Jahrzehnte, a

Hong Kong International Film Festival 2017

  Bereits zum vierten Mal werde ich dieses Jahr am Festival teilnehmen, und da verwundert es mich nicht, wenn ich dem Ereignis mit viel Vorfreude, aber auch mit einer gewissen Gelassenheit entgegensehe. Es ist einfach gut zu wissen, dass man hier so viel erleben kann, selbst wenn man mal überhaupt keine Lust mehr auf Kino haben sollte. In diesem unwirklichen Szenario ist man gut aufgehoben: zum Beispiel könnte man sich auch die kleineren Attraktionen der Stadt einmal gönnen, die sonst gerne hinten runter fallen. Zum Beispiel mal nach Whampoa fahren, das liegt hinter Hung Hom, denn dort liegt inmitten der Hochhaussiedlungen ein Kreuzfahrtschiff herum. In diesem ist freilich eine Mall untergebracht, in der man - wie überall in Hongkong - alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Gegenüber liegt noch ein Einkaufszentrum mit dem "Golden Harvest-Cinema", das aber irgendwie nur so heißt, dass man das Herzflattern bekommt - es ist ein ganz normales Multiplex. Von klassischem Kam